Die Biographie von Hugo Imfeld
1916
Als viertes von sechs Kindern kommt Hugo Imfeld am 6. Mai in Sarnen/OW zur Welt. Sohn von Eduard Uhrenmacher und Marie, geborene Omlin. Kindheit und Jugendjahre verbringt er in der Innerschweiz.
1932/33
Konditorlehre in Zug. Abgebrochen, da sie ihm nicht entsprach. Wechsel zur Bildhauerei.
1933 – 1935
Lehre als Bildhauer bei Leopold Häfliger in Luzern.
1935 – 1936
Besuch der Kunstgewerbeschule in Luzern.
1937/1938
Einjähriges Volontariat in einer Steinhauerei in Meisterschwanden/AG.
1938/39
Besuch der Privatakademie Lipinski in Rom bis Zweiter Weltkrieg und Militärdienst die Ausbildung abrupt unterbrechen.
1940 – 1942
Eigenes Atelier an der Lindenstrasse in Sarnen, es entstehen Frühwerke.
1943
Umzug nach Zürich. Atelier neben Otto Charles Bänninger, Bildhauer und Ehemann von Germaine Richier, dem er bei grösseren Arbeiten hilft (am heutigen Otto Bänninger-Weg). Lebenslange Freundschaft mit G. Richier und O. Bänninger. Loslösung von der katholischen Welt im offenen Zürich.
1943 – 1945
Schüler bei Germaine Richier (einer Schülerin von Bourdelle) im Atelier am Hirschengraben in Zürich. Hier lernt er seine Mitschülerin und spätere Ehefrau, Vreni Meyer (Tochter eines Seidenfärbers), kennen. Definitive Niederlassung Mai 1945 in Zürich.
1945
Teilnahme an der GSMBA Ausstellung
1946
Heirat mit Vreni Meyer (1911 Zürich - Zumikon 1997), die früher mit fis gearbeitet hat. Lebens- und Künstlergemeinschaft zuerst in Zürich bei den Schwiegereltern an der Sonnenbergstrasse, Zürich. / 1946 Eidgenössisches Kunststipendium
1947 Eidgenössisches Kunststipendium
1950
Tod des Schwiegervaters Hans Meyer. Geburt des Sohnes Samuel, in Folge zwei Töchter 1952 und 1953.
1953 Internationaler Plastikerwettbewerb «Politischer Gefangener», Tate Gallery, London, 4. Rang
1955
Bezug von Wohnhaus und Atelier in Zumikon.
1959
Zusammen mit Ernst Leu: Mosaik Engel-Sonnenuhr am Primar-Schulhaus Zumikon.
1966
Propstei St. Gerold, Grosses Walsertal: Kircheninnenausstattung, Krypta, Friedhof, diverse Reliefs, Skulpturen.
1967
Tod seiner jüngsten Tochter Fränzi mit 13 Jahren an Leukämie. Hugo Imfeld widmet sich mehr der Malerei. Es entstehen Bilder in Erdfarben und Bienenwachs und Johnson Wachs. Ab 1968 entstehen wieder diverse Skulpturen: Weiblicher Akt, Pferd, Kentauer, Engel, Kreuze, Clown, diverse Bronzeportraits.
1974
Reigen für Pestalozzi-Brunnen, Kirchbühl, Burgdorf Bern.
1977
Jury-Mitglied der Zürich-Land-Ausstellung in Thalwil (9. – 23. Oktober 1977).
1985
Erkrankung an Lymphdrüsenkrebs. Chemotherapie während zwei Monaten. Die Schaffenskraft lässt nach, es entstehen wieder Bilder, besonders viele mit dem Sujet des Bruder Klaus. 1985 – 1990 entsteht das wesentliche Werk in der Propstei St. Gerold im Grosswalsertal AT.
1993
Tod von Hugo Imfeld, relativ kurz nach der Fertigstellung des Geigenspielenden Engels.
Bei unserem Besuch in Zumikon erzählte uns Frau Annevre Imfeld einiges aus dem Leben ihres Vaters und so haben wir die Gelegenheit erhalten, ihn „persönlich“ kennen zu lernen.
Hugo kam als viertes Kind von Eduard und Marie Imfeld in Sarnen zur Welt. Als Baby fiel er aus dem Kinderwagen und lernte bis zu seinem vierten Lebensjahr weder gehen noch sprechen. Niemand bemerkte zwischen den Haaren die eitrige Wunde, bis er bei einem zweiten Unfall vom Küchentisch fiel und die alte Kopfwunde wieder platzte. Fortan entwickelte er sich rasch und so gut, dass er als Erwachsener bei der Gebirgseinheit Militärdienst leistete.
Seine Mutter arbeitete viel. Sie vertrat ihre kranke Mutter jede Sommer-Saison als Köchin in Schwendikaltbad am Glaubenberg ob Sarnen und nahm dorthin all ihre Kinder mit. Hier fühlte sich Hugo Imfeld zeitlebens wohl, hier war sein Rückzugsort auch in späteren Jahren. Hierhin reiste er später oft mit seiner Familie und erzählte ihnen von seiner Kindheit. Hugo Imfeld wuchs in einer scheinbar heilen religiösen Welt auf. Doch schon in der Primarschule revoltierte er gegen die Nonnen, ihre katholischen Dogmen entsprachen ihm nicht. Seine beiden älteren Brüder besuchten die Kloster-schulen von Sarnen und Engelberg, ihn schickten die Eltern mit 14 Jahren zu Nonnen nach Menzingen. Für Hugo Imfeld waren dies grauenvolle Jahre. Erst mit 20 Jahren konnte er zuhause darüber reden. Er erzählte von den regelmässigen Züchtigungen der Nonnen, dem Missbrauch des Paters. Erst durch den Umzug ins weltoffene Zürich konnte er sich von der engen innerschweizerischen, katholischen Welt lösen und er lernte seine Protestantische Frau Vreni Meyer kennen. Für die völlig verschiedenen Kulturen war heiraten damals noch ungewöhnlich. Erst nach drei schwierigen Jahren mit Leumundabklärungen wurde 1946 in der Kapelle ob Altendorf SZ geheiratet. Dieser Kampf um das eigene Glück schweisste das Ehepaar Imfeld zeitlebens zusammen. Gemeinsamkeit war für sie immer sehr wichtig. Vreni Imfeld verzichtete nach der Ehe auf ihre eigene künstlerische Laufbahn (sie war auch Schülerin bei Germaine Richier und arbeitete nach der Kunstgewerbeschule mit fis, Hans Fischer, zusammen. 1927/1930 gewann sie beim Wettbewerb an der Kunstgewerbeschule Zürich den 1. und 2. Rang, 1941 den 2. Rang beim Wettbewerb des Turnhallengiebels, Zürich. Auch stellte sie ihre Arbeiten an verschiedenen Ausstellungen im In- und Ausland aus), half ihrem Mann bei grossen Arbeiten, stand ihm beratend zur Seite. Sie kümmerte sich um ihre drei Kinder, ihre Mutter die neben dem Atelier wohnte und ihren grossen Garten. Die drei Jahre Pflege der Tochter Fränzi beanspruchte sehr.
Durch die vielen Todesfälle in der Familie blieb die Religion ein starkes Grundgefühl im Leben und Werk Hugo Imfeld. All seine Geschwister starben vor ihm eines unnatürlichen Todes: ein Bruder kam bei einem Skiunfall ums Leben (zwei Kinder). Sein jüngster Bruder, der Dominikanerpater war, doch auch stets unter der strengen katholischen Welt litt, beging 1966 Selbstmord. Sein ältester Bruder erlag einem Motorradunfall und hinterliess sechs Kinder (1967). Im selben Jahr starb seine Tochter Fränzi an Leukämie. Nachdem Hugo Imfeld sich von der Chemotherapie seines Lymphdrüsenkrebs etwas erholt hatte, kamen seine beiden Schwestern zusammen bei einem Autounfall ums Leben (1986).
Hugo Imfelds Beziehung zur Kirche durchzog sein ganzes Leben. Sein Onkel war Priester im Kloster Engelberg. Die Beziehung zur Innerschweiz und seiner Familie blieb stets intakt. Während Werner Andermatt, der Pate von Hugo Imfelds Tochter Fränzi, Rektor der Kunstgewerbeschule Luzern war, studierte Pater Damian dort Fotografie. So lernte auch Hugo Imfeld Pater Damian kennen. Später wurde Pater Damian Zeichnungslehrer im Kloster Einsiedeln. Bei der Kirchenrestauration der Propstei St. Gerold, die zum Kloster Einsiedeln gehört, hatte Pater Damian die Aufträge vergeben und den Architekten Arnold Stöckli, den Maler Ferdinand Gehr und Hugo Imfeld mit der Restauration beauftragt. Hugo Imfeld schuf für die Kindergräber die Plastik der „Engel auf der Schaukel“ (1966), den „Reigen“ von Mutter und Kind im Klosterhof (1981), den „Heiligen Gerold mit Bär“ (1985), „Elias Himmelfahrt“ Relief (1988), den „Verkündigungsengel“ beim Friedhofeingang (1990) und Relief «Christus mit den Emmausjüngern», verschiedene Bronzearbeiten für die Innengestaltung. Pater Nathanael Wirth seit 1957/58 Pater/Propst in St. Gerold zeigte ihm über all die vielen Jahre wie offen Religion sein kann. Eine tiefe Freundschaft verband die beiden Männer. Die Arbeit an der Propstei St. Gerold wurde zum bedeutenden Grossauftrag Hugo Imfelds. Regelmässig trafen sich Arnold Stöckli, Ferdinand Gehr und Hugo Imfeld an den Jahrestreffen der Freunde von St. Gerold, der nach der Renovation der Kirche entstand. Nicht zu vergessen waren die regelmässigen Jasszusammentreffen, Feste mit Wein und Gesang.
Das Haus in Zumikon war stets offen und voller Leben. Hugo und Vreni Imfeld züchteten später Möpse und hatten Hühner (Hugo Imfeld war im Zwerghühner-Züchterverband), Tauben, Truthennen und Kaninchen. Die Pflege der Tiere bestimmten ihren Tagesablauf, daneben entschied sich Hugo Imfeld spontan für Ausflüge mit der Familie oder für Reisen zu seinen Arbeitsorten. Schulklassen und Nachbarskinder besuchten das Atelier, Hundekäufer waren zugleich interessiert an seiner Kunst.
Hugo Imfeld lernte zeitlebens Frauen kennen, die ein arbeitsintensives, teils hartes Schicksal hatten. Seine Mutter arbeitete streng, seine Frau stellte sich zu Gunsten der Familie zurück und in der Kindheit wuchs er mit der Geschichte des Bruder Klaus auf, der Frau und Kinder verliess, um sich in eine Klause zurückzuziehen. Die Frau musste mit dieser Entscheidung leben.
Beim Wettbewerb für die Skulptur des Bruder Klaus am Dorfplatz Sarnen, war Hugo Imfeld in der näheren Auswahl, doch der Jury passte die Figur Bruder Klaus mit Teufelchen wohl nicht. Dafür steht sie heute im Museum im Bruder Klausen Museum in Sachseln. Diese Erfahrungen inspirierten Hugo Imfeld zur ungewohnten Figur der Gekreuzigten, einer Frau, die vom Kreuz ihres Schicksals durchbohrt wurde.
Seine bevorzugten Themen waren der Kentaur, Pferde, Möpse (nur in Zeichnungen), Frauenakte, Engel, Portraits und Anfang der 1940er Jahre Vögel, (nur in Zeichnungen). Der Figur des weiblichen Kentaur begegnete er auf einer Frankreichreise1981 mit der Frau und Tochter in der Kathedrale Le Puy. Dort sah er an einem Kapitell einen weiblichen Kentaur und unter diesem Einfluss entstand seine grossartige Kentaurserie.
Regelmässig besuchte Hugo Imfeld mit seiner Familie den Zirkus, die Clowns faszinierten und inspirierten ihn. Drei Akrobaten können wir in unserer Ausstellung zeigen.
Hugo und Vreni Imfeld pflegten einen intensiven Austausch mit Künstlerfreunden der ihre Arbeit bereicherte. Hier einige Namen: O.CH. Bänninger, Germaine Richier, Hermann Haller, Hildi Hess, Werner Andermatt, Ferdinand Gehr, Architekt Arnold Stöckli, Architekt Oskar Burri Erbauer der Häuser in Zumikon, Maler Walter Sautter, Karl Madritsch, Karl Landolt, Rudolf Zehnder und Andere, Bruno Leuthold Familie und Belegschaft der Kunstschmiede Stans NW.